Fraktion im Rat der Stadt Stade
Neue Stader – Wochenblatt: Leserbrief von Tristan Jorde zum Artikel „Ein Beitrag zur Energiewende“ am 15.12.2021
„Wasserstoff wächst nicht auf Bäumen“
Der futuristische LNG Terminal in Bützfleth: Was für ein idyllisches Bild samt
hoffnungsspendender Überschrift lacht uns da entgegen. Wir lernen dabei, ein
fossilenergieförderndes, störfallrisikoerhöhendes und nautisch ungeeignetes, völlig
anachronistisches Projekt wird flugs zum Herzeigegarten der vermeintlichen Energiewende und der Wasserstoffträumer.
„Bio-Kraftstoff“ wird uns da schmackhaft gemacht, möglichst viele verwirrende Scheinbegriffe werden in den Ring geworfen, und in der Nebelsuppe eines uns als gefällig verkauften Projektes werden Weichen für eine Energieversorgung gestellt, die alles Andere nur nicht nachhaltig ist.
Ernsthaft wurde uns da „Biogas aus Kanada“ angekündigt. Synthetisches Gas (reden wir da über das hochgiftige Ammoniak oder was ist da gerade der neueste, praxisfremde Hype?) soll auch in den Speicher und natürlich (das Gas heißt ja schon so) nur als Übergangsphase LNG (Liquid Natural Gas) aus den Förderwüsten der nordamerikanischen Frackingfreaks.
Nein, man „hat keinen Einfluss auf die Herkunft des Gases“ bei der Hanseatic Energy Hub aber man weiß schon einmal, dass alles unglaublich nachhaltig und unglaublich energiezukünftig „öko“ wird.
Wie süß, dass da die „Sensibilisierung des Marktes“ begrüßt wird. Tut nur nix zur Sache. Schon gar nicht zur Nachhaltigkeit. Und zur gefälligen Erinnerung: Wasserstoff wächst nicht auf den Bäumen. Sondern wird mit riesigem Aufwand aus anderen Primärenergieträgern gewonnen. Solange wir auch nicht annähernd genügend Kapazitäten für Strom aus regenerativen Quellen haben, bleibt der Traum vom sauberen H2 ein energiefressender, zukunftsschädlicher Albtraum.
Stader Tageblatt: Leserbrief von Tristan Jorde zum Tageblattartikel
„Rotschlamm-Deponie soll wachsen“
von Lars Strüning am 02.02.2022
Zuerst 16 m, dann 21 m und jetzt 30 m. Die Rotschlamm-Deponie der AOS in Stade soll scheinbar in den Himmel wachsen. Eine völlig archaische Art zu produzieren und entsorgen wird hier weiter so ressourcenfressend wie zukunftsvergessen zelebriert: Was übrig bleibt, wird als schlammiger Abfall mit einer Pipeline zu einem „Loch in der Landschaft“ gepumpt und soll dort wohl auf ewig als alle überragendes Mahnmal erhalten bleiben. Nachhaltigkeit und Umweltschutz bleiben hier Fremdworte.
Und weil das Loch in der Landschaft bald zu klein wird, muss naturgemäß vergrößert, erhöht, ausgebaut werden, das nennt das Management dann „für die Zukunft vorbauen“. Und selbstverständlich ist eine Ausweitung und Erhöhung „alternativlos“, das beliebte Vokabel, wenn man zu faul ist, in Alternativen zu denken. Oder sie für „wirtschaftlich nicht darstellbar“ hält.
Vergessen wohl der verheerende Unfall 2010 mit einer Rotschlamm-Deponie im westungarischen Kolontár, wo sich bei einem Dammbruch giftiger, ätzender Rotschlamm in die benachbarten Ortschaften und Gewässer ergoss, so dass 150 Verletzte und 10 Tote zu beklagen waren sowie 40 Quadratkilometer Land giftig überspült wurden.
Aber sowas kann natürlich in Stade niemals passieren, jedenfalls nach Ansicht der Betreiber.
Obwohl es zahllose Technologien zur Entwässerung, zur Entgiftung, zur Verwertung und zum
Rückbau dieser Schlämme gibt, setzt man hierorts weiterhin auf Abfallbeseitigung „Made in 19th Century“.
Wie geht‘s eigentlich dem Grundwasser unter den 150ha Schlamm? Geht es der Pipeline gut? Wird genug bewässert, damit es nicht staubt, und was passiert dann mit dem hochalkalischen Abwasser?
Wie gut wird der Damm gegen Dammbruch gesichert, wie oft kontrolliert? Das wären alles so Fragen, die man sich stellen müsste, wenn man „für die Zukunft vorbaut“, aber vielleicht kommt das ja noch in der „Öffentlichkeitsbeteiligung“.
Man kann nur hoffen, dass die Gewerbeaufsicht in Lüneburg diesem vorgestrigen Treiben der Rotschlamm-Bunkerung energische Schranken setzt und endlich statt eines Ausbaus zu Rückbau und Verwertung dieser Schlämme auffordert. Das haben sich die Menschen im Nahbereich dieses industriegeschichtlichen Mahnmals wohl mindestens verdient.
Neue Stader – Wochenblatt: Leserbrief von Alexander Klinger am 23.02.2022
„Jeder Winkel der Gesellschaft unterliegt dem Kommerz“
Dass die Inflation immer in gewisser Weise mit Verarmung korreliert, ist hinlänglich bekannt. Die Inflation ist das Ergebnis desolater und egoistischer Finanz- und Wirtschaftsführung. Die Ursache der Verarmung ist im Neoliberalismus zu finden. Das ewige Wachstum stößt an seine Grenzen. Die Ressourcen auch. Jeder Winkel der Gesellschaft unterliegt mittlerweile dem Kommerz. Kliniken, Altenheime und soziale Einrichtungen sind auf Gewinnmaximierung getrimmt oder ganz abgeschafft worden. Der größte Billiglohnsektor der EU ist Deutschland. Aber auch Rentendefizite, verfehlte Steuerpolitik usw. sind Ursachen dieser inflationären Kapitalverwertung.
13 Mio. verarmte Menschen leben aktuell in Deutschland. Die Reichsten haben in der COVID-19-Pandemie ihr Vermögen verdoppelt (Ergebnis Oxfam Studie 2021).
Die Erhöhung des Hartz-IV-Regelsatzes wirkt in diesem Zusammenhang wie ein Hohn und stellt keine Lösung dar. Es ist an der Zeit, über neue Gesellschaftsmodelle nachzudenken, sich auzuprobieren und zu lernen.
Nicht die Banken und das Kapital müssen in den Mittelpunkt der Gesellschaft rücken, sondern der Mensch mit seinem Geist, Herz, Verstand und emotionalen Fähigkeiten.
Neue Stader – Wochenblatt: Leserbrief von Alexander Klinger vom 31.03.2022
„Lars Kolk wird neuer Rathaus-Vizechef“ vom 31.03.2022
Für eines der höchsten Ämter der Stadt Stade ist es zwingend vorgesehen, dass solche eine signifikante Stelle, getragen durch Verantwortung und hoher Fachkompetenz, grundsätzlich ausgeschrieben werden muss.
Stattdessen wurde eine „freihändige Vergabe“ durch den Bürgermeister durchgeführt. Sachlich und auchrechtlich möglich. Für mich als Linker Ratsherr der Stadt Stade und beratenes Mitglied im
Verwaltungsausschuss habe ich mich klar für eine Ausschreibung artikuliert.
Mag durch aus sein, dass Herr Kolk diese gute Vernetzung hat, sicherlich ist Herr Kolk aber auch mit Schwächen unterwegs. Daher bietet sich eine Ausschreibung an, andere Bewerber, mit ebenso gutenQualifikationen, eine Chance zu geben. Nur dann hätte aber der Bürgermeister andere
Kandidaten/innen anschauen müssen. Das hat auch der Verwaltungsausschuss hier umgangen!
Gleichberechtigung muss gerade in den „oberen“ Etagen vorgelebt werden. Ausschreibungen müssen ausmeinem demokratischen Verständnis heraus, der Chancengleichheit gegen über Menschen mit Handicap, sowie Frauen entsprechen.
Ich als Parteimitglied Die Linke im Stader Stadtrat habe mich gegen diese Unterlassung der Ausschreibung und der Benennung des neuen 1 Stadtrates entschieden.
Leserbrief: Tristan Jorde
Donnerstag, 19.05.2022 , 15:28 Uhr
Projekt-Propaganda
Zum Artikel „Alles zum LNG-Terminal“ (TAGEBLATT vom 17. Mai) schreibt Tristan Jorde aus Stade:
Wer umweltschädliches Pipeline-Gas durch noch viel umweltschädlicheres LNG ersetzt, tut damit ganz sicher nichts Gutes, weder energiepolitisch noch ökologisch. Die Projektwerber werfen da bei ihrer Jubelveranstaltung im Rathaus mit zahlreichen vernebelten Begriffen um sich – emissionsfrei, Bio-LNG, SNG, Wasserstoff – die lediglich gemeinsam haben, dass sie ausufernd unbestimmt sind und jedenfalls bei Ausführung zu riesigen Umweltschäden führen. Aber in der jetzigen Hurra-Stimmung ficht das die Hanseatic Energy Hub (HEH) wohl nicht an. Information wäre, wenn die begründeten Einwände der Umweltorganisationen ebenfalls gleichberechtigt vorgestellt würden. So bleibt es simple Projekt-Propaganda. Kann man auslassen.
Stader Tageblatt: Leserbrief Alexander Klinger
Donnerstag, 09.06.2022 , 14:57 Uhr
Was bleibt übrig?
Zum Artikel „Kommt die 42-Stunden-Woche“ (TAGEBLATT vom 4. Juni) schreibt Alexander Klinger, Die Linke, aus Stade:
6,12 Prozent ist die „kräftige“ Rentenerhöhung im Osten. So lautet die dpa-Information. 8 Prozent ist aber die aktuelle Inflation mit galoppierender Tendenz nach oben. Was bleibt übrig?
Eine Gegenfinanzierung soll mit mehr Arbeit die zukünftigen Renten stabilisieren. Wie soll das funktionieren? Deutschland ist der größte Niedriglohnsektor in der EU. Es werden kaum noch Sozialabgaben abgeführt. Anwälte, Beamte, Lehrer, Ärzte und so weiter sind mit Abstand die deutlich Besserverdienenden als die Facharbeiter. Diese Bürger/innen zahlen gar nicht erst in die Solidargemeinschaft des Vorsorgesystems ein.
Das herkömmliche Rentengebilde, auf der Grundlage des „Generationsvertrages“ ist nicht mehr zeitgemäß. Viel besser wäre es doch, wenn wenigstens alle, ohne Ausnahmen, einzahlen würden. Weiterhin wäre eine Rentenausschüttung durchaus denkbar, wenn diese an das Vermögen der Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik gekoppelt wäre. Sprich eben auch an den Gewinnen orientiert, woran die Rentner/innen partizipieren könnten. Stichpunkt Umverteilung: 6000 Milliarden Euro Barvermögen kursiert in Deutschland.
Würden die 3000 reichsten Menschen in unserem Land nur 5 Prozent abgeben, hätten auch die Rentner/innen ein menschenwürdiges Auskommen. Die Wohlhabenden würden das noch nicht einmal merken. Dem Wirtschaftsforscher Michael Hüther könnte der Zündstoff ausgehen? Autsch…
Neue Stader – Wochenblatt: Leserbrief von Alexander Klinger 03.07.2022
„LNG verseucht auf Jahre die Böden“
Dass das Fördern, Transportieren und Verbrennen von LNG Gas eine katastrophale und hoch toxische Energiegewinnung ist, ist Fakt. Es verseucht auf Jahre die Böden und ist hinlänglich bekannt. Hier wird eine Legitimation erzeugt, auf Grund einer aktuellen militärischen und aggressiven Europapolitik.
In den 90ziger Jahren mit Glasnost und Perestroika sollten die Karten in Europa, mit Präsenz Russland auf Augenhöhe, neu gemischt werden. Amerika hätte sich ein stückweit zurück nehmen müssen. Doch statt ein Miteinander zu suchen (Nord Stream II) und den „Dinosaurier“ NATO aufzulösen, wurden neue Feindbilder gegen Russland geschaffen. Anstatt die letzten verbleibenden Ressourcen gemeinsam für alle zu nutzen, bis Alternativen gefunden sind, hätte die Zeit allemal ausgereicht. Dafür hat der Westen, allen voran die USA, die Nato ausgeweitet, Drohgebärden mit Manövern demonstriert und mit dem Ziel verbunden, die russische Politik in die Knie zu zwingen. Das schlug gewaltig fehl. Kriegstreiber, Waffenhändler und Militaristen auf beiden Seiten wurden massiv gefüttert. Grundsatz der Volkswirtschaftslehre besagt: „Wer Handel treibt, treibt keinen Krieg!“ Diesem Prinzip ist Angela Merkel gefolgt. Jetzt bleibt uns nur noch das vergiftete LNG. Viele Positive Stimme? LNG-Nein danke!
Stader Tageblatt Leserbrief von Alexander Klinger
Sonntag, 21.08.2022 , 16:32 Uhr
Spiel mit Existenzen
Zum Artikel „Gasturbine steht weiter in Mühlheim“ (TAGEBLATT vom 19. August) schreibt Alexander Klinger aus Stade:
Nur eine Randnotiz, ein kleiner, kaum wahrzunehmender Zeitungsartikel im TAGEBLATT. Fast unsichtbar und doch von unerhörter Tragweite. Wird es ausreichend Gas in diesem Winter geben?
Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man glauben, es ist ein Kasperletheater.
Der von der Nato und den westlichen Verbündete genährte Krieg in Europa wird durch die absurden Sanktionen der EU gegen Russland in eine Gefahrenspirale manövriert, so dass wir uns am Rande eines dritten Weltkrieges befinden. Die Wirtschaftsverantwortlichen auf beiden Seiten spielen mit den Existenzen der europäischen Bevölkerung. Arroganz, Vorwürfe, Bürokratie und Intoleranz sind die Zutaten für diesen Wirtschaftskrieg.
Das nicht zu liefernde Gas wird tausende Wohnungen in diesem Winter kalt werden lassen. Leidtragend sind nicht nur allgemein die Menschen und Familien, sondern im speziellen soziale Einrichtungen.
Was fehlt in der aktuellen Kriegs- und Sanktionspolitik? Kein Wort oder Geste für ein Miteinander, Verständnis der Interessen aller Konfliktpartner oder Weitsicht für eine zukünftige friedliche Koexistenz der Völker und Nationen.
Von Macht getriebene Kriegstreiber und Profitjongleure sind die falschen Akteure der Gegenwart.
Wir brauchen Politiker und Politikerinnen mit Sachverstand. Kurzum Menschen mit Empathie und Herz.
Neue Stader - Wochenblatt: Leserbrief von Tristan Jorde am 05.10.2022
Ja, sechs Monate lang besorgen jetzt vier hochbesoldete Beamte die
Arbeit, die bislang drei der Herren ausreichend bewältigen konnten. Und
ja, das kostet eine ordentliche Stange Geld. Sie schreiben sehr richtig,
dass eine Einarbeitungszeit von ein bis zwei Monaten andernorts durchaus
üblich sei, aber Stade scheint ja über reichlich Geld in der
Stadtkasse zu verfügen.
Ich möchte nur ergänzend erwähnen, dass zwar „die Politik“ mehrheitlich
dem zugestimmt hat, die Fraktion DIE LINKE. Im Stader Stadtrat hat
allerdings genau auf diese Problematik hingewiesen und hat sich mehrfach
in Anträgen und Stellungnahmen gegen diese sinnlose Verschwendung von
öffentlichen Mitteln artikuliert.
Sie wurde dann für diesen deutlich sparsameren Vorschlag von den anderen
Fraktionen nicht nur überstimmt sondern auch wortreich gerügt.
Sparsamkeit und sorgsamer Umgang mit öffentlichen Mitteln sieht anders
aus.
Leserbriefe Tageblatt
Sonntag, 09.10.2022 , 20:04 Uhr
Tödliche Bedrohung
Zum Thema „LNG“ (diverse Artikel im TAGEBLATT) schreibt Alexander Klinger, Mitglied der Fraktion Die Linke im Rat der Stadt Stade:
In den letzten Jahrzehnten wurde uns Stader als Endverbraucher die Gasheizung buchstäblich aufgedrängt. Mit zukünftigem LNG zu heizen, ist gegenwärtig zu einer dringenden Notwendigkeit avanciert. Die Förderung von LNG hat zum Teil sehr hohe human- und ökotoxikologische Gefährdungspotenziale. Eine signifikante Gefährdung des Trinkwassers, ein erhöhtes Erdbebenrisiko und höhere Methan-Emissionen für die Bevölkerung vor Ort, ist eine tödliche Bedrohung.
Dass dabei Grundwasser und der Erdboden auf Jahrzehnte verunreinigt werden, ist eine der ganz großen Sorgen. Darüber hinaus ist das zurückgebliebene Material überproportional mineralisiert, enthält Kohlenwasserstoffe und ist teilweise radioaktiv.
Der Transport von LNG ist kostspielig und energieaufwendig. Eine Katastrophe. Kein Wort wird darüber verloren: die Gefahrenverdichtung am Industriestandort Stade/Bützfleth. Nur die Industrie, vorrangig die USA, verdienen sich, mit überzogenen Endpreisen, „dumm und dusselig“. Gefördert durch die Sanktionen von Trump und Co gegen Nordstream II. Die Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland, das uns als zuverlässiger Partner Jahrzehnte pünktlich beliefert hat, zeigen uns ihre beängstigende Wirkung. 100 Millionen Euro für ein Fiasko mit unabsehbaren ökologischen Folgen für Mensch und Umwelt. LNG ist ein hausgemachtes Desaster.
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